Teresa Herzgsell: Digitale Werkzeuge für die Visualisierung von Netzwerken - Anwendungsorientierte Überlegungen in Bezug auf die historische Zeitschriftenforschung (Tutorial)

Es finden sich heutzutage online zahlreiche Programme, die in den Digital Humanities genutzt werden können, um Daten visuell aufzubereiten. Am Anfang einer Visualisierung muss daher zwangsläufig eine Auswahl aus diesen Angeboten erfolgen, um am Ende ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erhalten. Im vorliegenden Fall war das Ziel der Untersuchung diverse Zeitschriftenkorpora aus dem spanischsprachigen Raum des beginnenden 20. Jahrhunderts so visuell darzustellen, dass ihr Aufbau und damit zusammenhängende netzwerkartige Strukturen abgebildet werden. An dieser Zielsetzung orientierte sich die Auswahl der Programme

Basis der Untersuchung bilden Excel-Tabellen, in denen Metadaten zu den Zeitschriften, den einzelnen Beiträgen, sowie ihren Autoren gesammelt und systematisiert wurden. Excel bietet die Möglichkeit innerhalb einer einfachen Benutzeroberfläche Daten in Tabellen zu erfassen, und diese im universalkompatiblen CSV-Format abzuspeichern. Dieses Format kann dadurch zur Übertragung von Daten zwischen verschiedenen Programmen genutzt werden. So zum Beispiel in unserer Untersuchung für die Übertragung von Informationen aus den Excel-Tabellen in Programme zur Abbildung von Netzwerken. Die hier genutzten Visone und Gephi sind zwei davon, die aufgrund ihrer freien Verfügbarkeit sowie den relativ vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten ausgewählt wurden. Sie werden in erster Linie für die Erstellung von Interaktionsnetzwerken in sozialen Netzwerken wie Facebook, oder für das Untersuchen von E-Mail Kontakten vorgeschlagen, sind also eher für soziologische Untersuchungen gedacht. Allerdings lassen sich damit eben auch Daten aus CSV-Dateien als Netzwerke darstellen.

Es kann sich anbieten, im Anschluss an die Netzwerkauswertung einzelne Aspekte der Netzwerke bzw. einzelne Daten, die sich weder mit den Netzwerk-Tools noch mit Excel sinnvoll darstellen lassen, manuell zu visualisieren. Ein mögliches Programm dafür wäre das hier vorgestellte Y-Ed, das das händische Erstellen von Beziehungsdiagrammen ermöglicht. Gegebenenfalls empfiehlt es sich auch Geodaten zu erheben und in Karten darzustellen, um internationale Vernetzungen abbilden zu können. Als letztes vorgestelltes Programm kommt hier der DARIAH-Geobrowser ins Spiel, welcher es ermöglicht auf einfache Weise Geodaten aus Excel- und CSV-Dateien zu übernehmen und sie in Karten zu übertragen.

Im Folgenden werden die für diesen Beitrag verwendeten und getesteten Programme einzeln dargestellt, und in Bezug auf ihre Anwendbarkeit auf diese Fragestellung differenziert diskutiert. Darüber hinaus werden Grundstrukturen eines effizienten Arbeitens mit digitalen Daten nachgezeichnet, die sich als hilfreich erwiesen haben, und einen Vorschlag darstellen, wie das Arbeiten in Teams besonders im internationalen Kontext strukturiert werden kann.

Durch die großen Datenmengen, die bei der Untersuchung von Zeitschriftenkorpora anfallen, ist gerade hier eine Zusammenarbeit von Forschern besonders begrüßenswert. Ein kleineres lokales Forscherteam, bzw. ein Wissenschaftler allein kann nur eine begrenzte Anzahl von Ergebnissen erreichen. Da aber gerade die Menge an Daten im Makroanalysebereich entscheidend für die Qualität der Ergebnisse ist, und sich darüber auch die Verwendung digitaler Mittel an sich begründet, ist es wichtig, die Hürden für die Mitarbeit an Datenerhebungsprojekten möglichst klein zu halten. Um den Einstieg zumindest im wirtschaftlichen Bereich, auch angesichts zunehmend schlechterer Finanzierung der Geisteswissenschaften, zu verringern, wurde bei diesem Projekt, mit Ausnahme von Excel, ausschließlich mit online erhältlichen Freeware-Programmen gearbeitet.